Seniorhund – das richtige Futter für graue Schnauzen
Irgendwann kommt der Tag, an dem der wasserwütigste Golden Retriever einfach so an einer Pfütze vorbeiläuft. An dem der schnüffeligste Beagle nur noch an jedem zweiten Grashalm stehenbleibt. An dem der größte Balljunkie unter den Jack Russells das Spiel – ja, wirklich! – freiwillig abbricht. Das ist der Tag, an dem Herrchen oder Frauchen das erste Mal denken: „Oh, jetzt wird er langsam alt.“
Dann ist es an der Zeit, langsam auch die Fütterung auf „Senior“ umzustellen. Damit die Oldies unter den Goldies – und natürlich auch alle anderen Rassen und Mischungen – noch lange gesund und munter bleiben. Die wichtigsten Infos dazu haben wir für dich gesammelt.
Ab wann gilt ein Hund als Senior?
Grundsätzlich gilt: Je größer der Hund, desto früher beginnt der Alterungsprozess. Hunde kleiner und mittelgroßer Rassen zählen ab ungefähr zehn Jahren zu den Senioren. Vertreter großer Rassen zeigen ab etwa sieben Jahren erste Alterserscheinungen, Riesenrassen sogar schon ab dem fünften Lebensjahr.
Ob dein Hund in die Jahre kommt, erkennst du an folgenden Anzeichen:
- graues Fell rund um die Schnauze und im Kopfbereich
- nachlassende Aktivität, erhöhtes Ruhebedürfnis
- sucht vermehrt warme, geschützte Schlafplätze auf
- vermindertes Reaktionsvermögen
- braucht Routine
- wird sturer
Wenn dein Hund also offensichtlich schon zu den Senioren gehört, worauf solltest du dann bei der Fütterung gezielt achten?
Leber und Nieren schonen
Leber und Nieren haben im Lauf eines langen Hundelebens schon viel geleistet. Mit zunehmendem Alter werden diese Organe weniger effizient.
Grund genug, ihnen nicht mehr Arbeit als unbedingt nötig aufzuhalsen. Darum sollte die Versorgung mit Proteinen „bedarfsorientiert“ erfolgen, das heißt: nicht zu viel und nicht zu wenig.
Erhält dein Hund zu wenig Eiweiß, baut er Muskulatur ab, um sich mit Energie und wichtigen Aminosäuren zu versorgen. Überschüssiges Eiweiß muss dagegen durch die Leber und die Nieren entsorgt werden, was diese Organe unnötig belastet.
Rationen mit hohem Fleischanteil sind also besser zu vermeiden. Um das Futter leber- und nierenschonend zu gestalten, kommt man deshalb um die Verwendung von Kohlenhydraten als alternativen Energieträger oftmals nicht umhin.
Solange du Reis, Nudeln, Kartoffeln und Co. ausreichend lange kochst oder in Form von eingeweichten Flocken verwendest, sind sie für deinen Hundesenioren sehr gut als Energielieferanten verwertbar – und das, ohne die Verdauung, Leber und Nieren zu belasten.
Hauptsache gut verdaulich
Damit dein Hund trotz reduzierter Proteinzufuhr alle wichtigen Aminosäuren erhält, solltest du auf hochwertige Eiweißquellen, wie Muskelfleisch, Ei und Milchprodukte achten. Zudem zählen diese wie auch gekochte Kohlenhydrate zu den leicht verdaulichen Futterkomponenten.
Bindegewebsreiche Innereien dagegen werden zu Teilen von den im Dickdarm ansässigen Mikroorganismen verstoffwechselt. Die dabei entstehenden Abbauprodukte (Ammoniak, kurzkettige Fettsäuren) belasten die Leber und Nieren und führen zu Blähungen und weichem Kot. Deshalb gehören diese Zutaten allenfalls in geringer Menge in den Seniorennapf.
Gewicht halten
Nachlassender Geruchssinn, schlechte oder fehlende Zähne, altersbedingte Einschränkungen der Organfunktionen und schmerzende Knochen – es gibt verschiedene Gründe, warum gerade Hunde in sehr hohem Alter nicht mehr gerne fressen und abnehmen.
Hier gilt es schnell zu handeln und mithilfe deines Tierarztes oder deiner Tierärztin abzuklären, was der Grund für den fehlenden Appetit ist. Liegt eine innere Erkrankung vor, kann eine darauf abgestimmte Ernährung wesentlich dazu beitragen, dass der Prozess nicht oder zumindest langsamer voranschreitet.
Genauso wichtig ist aber auch darauf zu achten, dass dein bester Freund keinen Altersspeck ansetzt. Das wäre schlecht für die Gelenke und den Stoffwechsel. Doch wer sich weniger bewegt, verbraucht auch weniger Kalorien. Der Kalorienbedarf älterer Hunde kann bis zu 20% geringer sein als in jungen Jahren. Frei nach dem Motto „Friss die Hälfte!“ vorzugehen, hilft hier nicht weiter. Denn dabei bleiben vor allem wichtige Nährstoffe auf der Strecke.
Vitamin- und Mineralstoffgehalte anpassen
Für bestimmte Nährstoffe haben alte Hunde einen höheren Bedarf. Das gilt beispielsweise für die B-Vitamine und Vitamin E. Außerdem benötigen Hundesenioren eine Extrazulage Zink. Eine Reduktion der Futtermenge geht auch mit niedrigeren Gehalten an diesen wichtigen Vitaminen und Spurenelementen einher, die der alternde Hund jedoch vermehrt braucht.
Gutes Futter für Seniorhunde sollte darum wichtige Nährstoffe unabhängig vom Kaloriengehalt bedarfsorientiert zuführen. Außerdem ist es vorsorglich phosphatreduziert. Da die Filterleistung der Nieren im Alter nachlässt, können zu hohe Phosphormengen nur unzureichend ausgeschieden werden. Die Folge: Phosphor reichert sich im Blut an und kann u.a. zu Kristallablagerungen in den Nieren führen, was die Nieren zusätzlich schädigt und in ihrer Funktion beeinträchtigt.
Den Darm auf Trab halten
Es gibt mehrere gute Gründe, warum Ballaststoffe gerade auch in der Ration von älteren Hunden nicht fehlen dürfen.
Zum einen wird bei fehlender Bewegung der Darm zunehmend träge und es besteht die Gefahr von Verstopfung. Ballaststoffe beugen dem vor. Sie quellen im Darm auf, binden Wasser und können so den Kot locker halten und die Darmmotorik anregen.
Lösliche Ballaststoffe wirken zudem präbiotisch, das heißt, sie dienen dem Darmmikrobiom als Nahrung. Die entstehenden Abbauprodukte ernähren die Zellen der Darmschleimhaut, gleichzeitig säuern sie den Darminhalt an und unterstützen dadurch die Ausscheidung schädlicher Stoffe (Ammoniak) aus dem Eiweißstoffwechsel, was wiederum Leber und Nieren entlastet.
Nicht zuletzt sorgt ein ausreichender Rohfaseranteil für ein gutes Sättigungsgefühl trotz weniger Futter im Napf!
Einzelergänzungen für den Bedarfsfall
Was brauchen ältere Hunde sonst noch? Wie beim Menschen sind auch bei vielen Hunden die typischen „Alterszipperlein“ zu beobachten:
- Gelenkfunktion: Bioaktives Kollagen, Chondroitinsulfat, Glucosamine und Grünmuschelextrakt können die Knorpel- und Gelenkfunktion unterstützen und bei Arthrose oder anderen Skelettproblemen probeweise für 6 Wochen verfüttert werden.
- Herzfunktion: Die Aminosulfonsäure Taurin wirkt als Antioxidans, entzündungshemmend und unterstützt die Herzfunktion.
- Hirnfunktion: Mittelkettige Fettsäuren wie Caprylsäure und Caprinsäure aus Kokosöl werden in der Leber zu Ketonkörpern umgebaut, die dem Gehirn als alternative Energieträger zur Glukose dienen. Durch die regelmäßige Gabe, insbesondere in konzentrierter Form als MCT-Öl, können die kognitiven Leistungen älterer Tiere unterstützt werden.
Welches Futter ist für Seniorhunde das beste?
Zusammenfassend kann man diese Frage wie folgt beantworten: „Bestes Futter für alte Hunde“ sollte natürlich lecker schmecken, idealerweise eine hohe Verdaulichkeit aufweisen und nährstoffreich sein. Bei moderater Proteinzufuhr müssen die enthaltenen Eiweißquellen hochwertig sein. Eine Ernährung mit reduziertem Phosphorgehalt sowie ausreichend Flüssigkeitszufuhr schont die Nieren, die zusätzliche Gabe von Ballaststoffen hält die Verdauung in Schwung.
Diese grundsätzlichen Fütterungsprinzipien für den Seniorhund lassen sich sowohl mit Fertigfutter wie auch mit selbst zubereiteten Rationen umsetzen. Entscheide selbst, was für dich gut machbar ist! Wie du die Fütterungsempfehlungen praktisch umsetzen kannst, verraten wir dir hier …
- Gewicht halten
- Leber und Nieren schonen
- gut verdauliches Futter
- Vitamin- und Mineralstoffgehalte anpassen
- auf die Verdauung achten